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Der Kreislauf der Gewalt: Dynamik in Gewaltbeziehungen

Gewalt, die von einem Beziehungspartner ausgeübt wird, ist zu Beginn für die Betroffenen oft kaum als solche wahrnehmbar. Häufig aber laufen gewaltvolle Entwicklungen in einer Beziehung nach einer bestimmten Gesetzmäßigkeit ab. Kennzeichnend ist hierbei ein Kreislauf von verschiedenen Phasen, die sich immer wieder abwechseln und wiederholen. Mit der Zeit entwickelt sich so ein Klima der Anspannung, Angst und Bedrohung.

Die erste Phase ist geprägt von einem Spannungsaufbau.

Abwertungen und Beschimpfungen finden statt, übersteigerte Eifersucht sowie „kleinere körperliche Übergriffe“. Das Opfer, meist die Frau, versucht ihr Verhalten anzupassen und Eskalation zu vermeiden.

Die zweite Phase: die Gewalttätigkeit wird ausgelöst durch einen oft banalen äußeren Anlass.

Der Mann versucht, seine Kontrolle über die Situation durch Gewalt zu sichern. Er handelt zunächst bewusst gewaltvoll, verliert dann meist die Kontrolle. Häufig treten auch Erinnerungslücken auf. Opfer sind der Gewalt, sofern sie nicht mit Flucht oder Abwehr reagieren können, hilflos ausgeliefert. Je nach Schwere der Gewalt, ist das Erleben für die Opfer nicht selten mit Todesängsten verbunden.

Die dritte Phase: es folgen Entschuldigungen und Reueerklärungen.

Der Partner verspricht, dass es sich um einen außerordentlichen, einmaligen Vorfall gehandelt hat, der nicht mehr vorkommen werde. Danach beginnt oft eine Zeit verstärkter Zuwendung z.B. mit Geschenken. Opfer und Täter verhalten sich so, als wäre nichts geschehen. Die Frau hofft, dass sich die Gewalteskalation nicht wiederholt, und versucht, alles zu tun, um die Spannung niedrig zu halten. Vor sich selbst verharmlost sie ihre Belastung und die Gefährlichkeit der Situation, vor anderen verheimlicht sie sie.

Die vierte Phase: Abschieben der Verantwortung und Verdrängung

Wenn dem Mann noch klar ist, dass er die Gewalt ausgeübt hat, sucht er zunächst nach Entschuldigungen und Erklärungen. Verantwortung für Gewalt und Schuld an einem Streit vermischen sich: Die Verantwortung für den Gewaltausbruch wird an die Frau abgegeben. Frauen haben oft eine hohe Bereitschaft, diese Verantwortung zu übernehmen. Dies geschieht in dem Wunsch, die erlebte Ohnmacht vermeintlich kontrollierbarer zu machen.

Fünfte Phase: Schweigen

Die Partner bemühen sich, die Gewalttat zu vergessen und die unangenehmen Gefühle daraus zu verdrängen. Die Frau, die Mitschuld übernommen hat, rührt das Thema nicht mehr an, auch, um keine neue Gewalt zu provozieren.

Erst mit der Zeit merkt sie jedoch, dass sie das immer stärker werdende gewalttätige Verhalten ihres Partners nicht beeinflussen und kontrollieren kann.

Da der Mann sein Problem im Umgang mit Emotionen und Stress nicht bearbeitet hat und die Verantwortung für seine Taten nicht übernommen hat, wird er wieder gewalttätig werden.

Der Zyklus der Gewalt hat begonnen, Gewalteskalationen ereignen sich immer öfter und werden gefährlicher. Die Frau befindet sich in einem Dauerzustand von Unsicherheit, Angst und Belastung.

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Frauenhaus Erbach
Zuflucht • Beratung • Begleitung

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Beratungs- und Interventionsstelle für Frauen in Gewalt- und Krisensituationen